von Werner Baum
Dokumente die zur Gründung des„Niersteiner Carneval Vereins 1946“ (NCV) führten, sind kaum noch vorhanden.Bei Bränden wurden die meisten Unterlagen vernichtet. Deshalb sind heute nochLeute gefragt, die sich an die Zeiten oder an überlieferte Aussagen von älterenMenschen noch erinnern können.
An die Fastnacht dachten dieNiersteiner schon vor dem Zweiten Weltkrieg. Maskenbälle wurden in den Sälen„Zur Krone“ und „Zur Linde“ veranstaltet. Ein Jahr nach dem Ende des Kriegesgenehmigte die französische Besatzung die Gründung eines Karnevalvereins. Zuden Männern der ersten Stunde zählten Jacob Leineweber, Friedel Schuch, KarlSander, Peter Zeiß und Heinz Seip. 1968 Kam der Auftritt des jungen MainzerFastnachtsstarlets Margit Sponheimer mit ihrem musikalischen Begleiter undKomponisten Toni Hämerle. Der Besuch in Nierstein ging auf die Einladung vonHeinz Seip zurück, der selbst die Gesangsgruppe der „Singenden Kellermeister“erfolgreich leitete.
Nicht vergessen werden sollen die„Niersteiner Korkenzieher“, Hans Schönmehl (Leitung), mit seiner TochterAngelika und den Söhnen Arthur und Otto. Sie wurden durch das Fernsehen weithinbekannt und gastierten vor einigen Jahrzehnten sogar in Kanada. Wolfgang Engel,heutiger Ehrenbürger, der von 1979 bis 1999 die Geschicke als Ortschef leitete,unterstütze den NCV nach dem langen Dornröschenschlaf im Jahr 1994. Das Zeptervon Prinz Carneval hielt Wolfgang Engel einige Jahre in der Hand. BeimWiedererwachen zählten nur noch 23 Mitglieder zum Verein.
Das Urgestein Klara Schuch konntemit über 80 Jahren Ihre Vorträge ohne Konzept vortragen. Ihr Schlagwort imEulenfass „Mit 100 hör´ich uff, aberjetzt setz´ ich noch aner druff“. Auch das damalige VfR-Männerballett(Trainerin Anita Stapf), Erfolgsgarant für die späten Stunden, darf nichtunerwähnt bleiben.
Das 50. NCV-Jubiläum eröffneteder Verein bereits 1995. Der Warttum wurde als Emblem in das Vereinslogogenommen. Die Sitzungen fanden in der Ausstellungshalle des Autohauses Hartmannund im bereits geschlossenen Lindensaal statt. Damals lautete das Motto „ObLinde oder Autohaus, der NVC macht Fastnacht draus“. Danach zogen dieNiersteiner Narrhallesen ins Schwabsburger Bürgerbaus um und fanden schließlichihr Domizil im Sironasaal.
Seit einigen Jahren stürmen dieNCV´ler vor den närrischen Tagen das Rathaus. Für Bürgermeister Thomas Günterund die Beigeordneten bedeutet dies immer Alpträume, weil die Gefahr besteht,dass sie nach Oppenheim abgeschoben werden.
Im neuen Sironasaal des Wein- undParkhotels übernahm Rüdiger Leineweber den Bajazzo und übergab das Amt des Sitzungspräsidenten an Thomas Kullmann weiter, der sich auf dem Posten sehr wohl fühlt.